19 Minuten by Jodi Picoult

19 Minuten by Jodi Picoult

Autor:Jodi Picoult
Die sprache: de
Format: mobi, epub
ISBN: 9783492050807
Herausgeber: Piper Verlag Gmbh
veröffentlicht: 2008-01-01T23:00:00+00:00


Zu Peters Erstaunen warf der Rausschmeißer am Eingang des Front Runner nicht mal einen Blick auf seinen gefälschten Ausweis, und so wurde er hineingeschoben, ehe er überhaupt Zeit hatte, noch einmal über die Tatsache nachzudenken, dass er tatsächlich hier war.

Verrauchte Luft schlug ihm entgegen, und er brauchte einen Moment, um sich an das schummerige Licht zu gewöhnen. Musik hämmerte durch den Raum, Technosound, so laut, dass Peters Trommelfelle pulsierten. Zwei große Frauen flankierten den Eingang und taxierten jeden Neuankömmling. Erst auf den zweiten Blick fiel Peter auf, dass eine von beiden einen Bartschatten im Gesicht hatte. Einer von beiden. Der andere wirkte mädchenhafter als die meisten Mädchen, die Peter kannte, aber er hatte eben noch nie einen Transvestiten aus der Nähe gesehen. Vielleicht waren sie ja Perfektionisten.

Männer standen zu zweit oder zu dritt am Rand der Tanzfläche, während andere oben auf der Empore wie Habichte Ausschau nach Beute hielten. Er sah Männer in hautengen Lederhosen, Männer, die andere Männer in dunklen Ecken küssten, Männer, die Joints weiterreichten. Die Spiegel an den Wänden ließen den Klub größer erscheinen, endlos.

Er war über Chatrooms im Internet auf den Front Runner gestoßen und hatte den Bus nach Manchester genommen. Er wusste selbst nicht genau, warum er eigentlich hergekommen war - in seiner Vorstellung war es eine Art anthropologisches Experiment. Er wollte herausfinden, ob er in diese Gesellschaft passte, wenn schon nicht in seine eigene.

Er hatte nicht vor, hier mit irgendwelchen Typen rumzumachen, jedenfalls noch nicht. Er wollte bloß wissen, was für ein Gefühl es war, sich unter Männern aufzuhalten, die schwul waren und kein Problem damit hatten. Er wollte wissen, ob sie ihn anschauen und sofort erkennen konnten, dass er einer von ihnen war.

Er blieb vor einem Pärchen stehen, das in einer dunklen Ecke heftig zugange war. Zu sehen, wie ein Mann einen Mann küsste, war so seltsam. Klar, im Fernsehen gab es schon mal schwule Küsse. Aber die Szenen waren ja nur gespielt, wie alles im Fernsehen ... anders als das Schauspiel, das sich ihm jetzt darbot. Er wartete gespannt, ob sein Herzschlag sich beschleunigen würde, ob es ihm irgendwie genau richtig vorkam.

Aber er spürte keine wirkliche Erregung.

Die Männer lösten sich voneinander, und einer von ihnen kniff die Augen zusammen. »Das ist hier keine Peepshow«, sagte er und stieß Peter weg.

Peter stolperte und rempelte einen Mann an der Bar an. »Hoppla«, sagte der, und dann erhellte sich seine Miene. »Wen haben wir denn da?«

»Tschuldigung.«

»Kein Problem.« Der Mann war Anfang zwanzig, hatte weißblonde, kurz geschorene Haare und Nikotinflecken an den Fingern. »Bist das erste Mal hier, was?«

Peter sah ihn an. »Woher wissen Sie das?«

»Du hast diesen Reh-im-Scheinwerfer-Blick.« Er drückte seine Zigarette aus und winkte dem Barkeeper, der aussah, als wäre er gerade einem Modemagazin entstiegen. »Rico, mein junger Freund hier hat Durst. Was möchtest du trinken?«

Peter schluckte. »Pepsi?«

Die Zähne des Mannes blitzten. »Das glaub ich jetzt nicht.«

»Ich trink keinen Alkohol.«

»Ach so«, sagte er. »Ich heiße übrigens Kurt«, sagte der Mann und hielt Peter die Hand hin.

»Peter.«

»Top oder Bottom?«

Peter zuckte die Achseln und tat so, als wüsste er, wovon der Mann redete.



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